Irene de Craen, Chefredakteurin und Gründerin des Errant Journal, stellt die Zeitschrift sowie die gerade erschienene vierte Ausgabe „States of Statelessness“ vor. Mitsprechen wird Michał P. Garapich, der für die aktuelle Ausgabe gemeinsam mit Elżbieta Mirga-Wójtowicz den Text „Of ‚gypsies and skinheads‘ – why we need Roma more than ever“ verfasst hat.
Das Errant Journal versteht sich als kulturelle / politische Publikation. Sie lehnt sich lose an Édouard Glissants Begriff einer Poetik der Beziehung an, mit dem er sich gegen Ideen von Zentren, Linearität, Wurzeln und Dichotomie wendet. ‚Errant‘, was sowohl von einer akzeptierten Norm abweichend‘ als auch ‚umherschweifend‘ bedeutet, steht für das Aufgeben der Idee einer auf Herkunft basierenden Identität ebenso wie der Möglichkeit, umfassendes Wissen zu besitzen. Als ‚Journal‘ ahmen wir den akademischen Standard nach, während unser Inhalt aber darauf abzielt, die Grenzen dessen, wie Wissen ‚offiziell‘ und ‚korrekt‘ produziert wird, zu erweitern. Obwohl wir aus der Kunst kommen, betrachten wir Kunst nicht als eine besondere oder separate Kategorie menschlichen Wissens und Produktion, sondern als eine von vielen Möglichkeiten, unsere Welt zu betrachten. Unser Journal spielt daher mit der Phonetik einer irrenden Reise: eine Art des Umherwanderns, das weder ziellos noch auf ein klares Ziel oder einen klar definierten Weg ausgerichtet ist.
Die aktuelle Ausgabe des Errant Journal befasst sich mit der imaginären Natur des Nationalstaates. Sie untersucht alternative Formen von Solidarität, Gemeinschaft und Zugehörigkeit, die von dieser Form des Regierens losgelöst oder sogar antagonistisch dazu sind, und in denen die migrantische oder anderweitig marginalisierte Position als eine der Macht und des Widerstands gesehen werden kann.
„States of Statelessness“ vertieft sich in die verschiedenen Weisen, mit denen Menschen praktisch, poetisch und gemeinschaftsbezogene auf ihre prekären Beziehungen zu Nation und Nationalität reagieren. Die Ausgabe hebt hervor, wie Menschen in der Lage sind, sich zu behaupten, in Fluidität zu existieren, und erinnert an diejenigen, die vor uns gezeigt haben, dass andere States, d.h. Zustände möglich sind.
Irene de Craen ist Kunsthistorikerin und arbeitet mit Texten als Autorin und Herausgeberin. Sie ist die Gründerin und Chefredakteurin von Errant Journal. Zwischen 2014 und 2018 war De Craen künstlerische Leiterin des Hotel Maria Kapel, Artist-in-Residence, Ausstellungsraum und Kino für zeitgenössische visuelle Kunst in Hoorn. In den Jahren 2011 und 2012 war sie Mitorganisatorin und Kuratorin von FATFORM, einer interdisziplinären und experimentellen Kunstplattform im Südosten von Amsterdam. Als Wissenschaftlerin und Vorstandsmitglied war De Craen von 2013 bis 2019 Teil der Plattform BK (Platform for Visual Arts), die 2017 an der Einführung der Richtlinie für Künstler*innenhonorare in den Niederlanden mitwirkte.
Michał P. Garapich ist Anthropologe, Dozent an der University of Roehampton und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Migrationsforschung der Universität Warschau. Er ist Autor von mehr als fünfzig Veröffentlichungen auf Englisch, Polnisch, Französisch und Deutsch sowie einer preisgekrönten Monografie, in der er die Forschungspraxis intimate ethnography anwendet. Garapich ist spezialisiert auf die Themen Migration aus Polen, Transnationalismus, Erbe, Postmemory, rechtsextreme Radikalisierung, Widerstand, Obdachlosigkeit, Nationalismus, Politik des diasporischen Engagements, polnische Roma und intimate ethnography. Er hat Feldforschungen in Großbritannien, Polen und Peru durchgeführt.
Errant Journal ist ein Konzept von Irene de Craen, das realisiert wird in Zusammenarbeit mit Framer Framed, einer Plattform in Amsterdam für zeitgenössische Kunst, visuelle Kultur und kritische Theorie und Praxis. Errant erscheint zweimal im Jahr und wird von einem öffentlichen Veranstaltungsprogramm und Podcasts begleitet.
Der Talk findet auf Englisch und als hybride Veranstaltung statt.
Teilnahme via Zoom hier