Die Künstler:innen des binationalen Artistic PhD-Programms präsentieren ihre Forschungen und Ansätze in Form einer Ausstellung (Dauerwelle) und in Vortragsperformances (GAK).
Ihre unterschiedlichen Promotionsvorhaben führen Praktiken zusammen, die einstmals kategorisch voneinander getrennt waren. Sie widmen sich künstlerischen wie gestalterischen Projekten und Forschungsaktivitäten, die über klassische Disziplingrenzen hinausgehen und theoretische, künstlerische, anwendungsbezogene wie technologische Elemente in sich vereinen.
Dabei bezieht der Titel der Veranstaltung Halbe Halbe bewusst die (Forschungs-)Praxis der Kandidat:innen mit ein, in der eine gezielte Abgrenzung zwischen Kunst und Theorie gerade nicht besteht. In diesem Sinne teilen die Künstler:innen ihre Forschungen und Einblicke, indem sie fließende Übergänge aushandeln, sich treiben lassen und aus den gezogenen Bahnen – ganz absichtlich – wieder ausbrechen.
Die vielfältigen Forschungspositionen, die in Halbe Halbe – Floating in, Swerving out, Doing Art and Theory vorgestellt werden, zeigen eine große Bandbreite, in der Teile zugleich Ähnlichkeiten aufweisen und miteinander verknüpft werden können und doch stets ihre ganz eigene Einzigartigkeit bewahren.
Durch den Blick in den Abgrund erforscht Luiz Zanotello dessen Verhältnis zum Unbekannten und wie die dabei entstehenden Gefühle ein Verständnis von Zeit bestimmen; Zeit und Zeitverständnis untersucht ebenfalls Elisa Storelli, insbesondere im Hinblick auf die Funktion der Kommunikation, der digitalen Materialität, des Wahrnehmens, Konstruierens und Bewahrens von Zeit; um ein fehlendes oder mangelndes Bewahren geht es Elburuz Fidan, der durch die Betrachtung von umfangreichen Archivmaterial durch eine queere Linse Gegenwissen generiert. Irena Kukric wiederum inszeniert in Landschaften Szenen für unsichtbare Schauspieler*innen und Performanceinstallationen, mit einer ähnlichen Ausrichtung wie Izabella Dobielewska, die die Zentrierung auf den Menschen hin in Frage stellt, indem sie die Beziehung zwischen Mensch und Berg auf einer intimen Ebene dekonstruiert. Eine andere Dimension nimmt diese Frage für Harm Coordes an, der durch das Erzeugen von Erlebnissen und Gemeinschaft Modepraktiken erforscht, die neoliberale Strukturen unterlaufen; einer Demontage von kapitalistischen Prinzipien geht auch Henrik Nieratschker in seiner Tätigkeit als Künstler im Warenlager wie in seinen Analysen von Modellen der digitalisierten Arbeit nach. Modelle anderer Art stehen im Fokus von Joosten Müllers Forschungen zu Zellmodellen und deren Visualisierung, die er vor dem historischen Hintergrund von sich wandelnden Lernprozessen untersucht und für die er neue didaktische Ansätze vorschlägt, um die kleinsten Lebensbausteine zu verstehen. Diese kritische, befragende Haltung setzt auch Shoey Nam in ihrer Forschung um, die der eindeutigen Bewertung von Gelächter und Trivialem als Element der Sorglosigkeit und Freude deren Ambivalenz, Komplexität und Bedeutung als kathartisches Mittel bei Krisen und in schwierigen Situationen gegenüberstellt.
Weitere Informationen zum binationalen Artistic PhD Programm, zu den Künstler:innen, den Öffnungszeiten der Ausstellung, die vom 15. – 19. Juni auf der Dauerwelle besucht werden kann, sowie dem weiteren Begleitprogramm finden Sie hier.
Vortragsperformances der PhD-Kandidat:innen des binationalen Artistic PhD-Programms der HfK Bremen
Harm Coordes, Izabella Dobielewska, Elburuz Fidan, Elisa Storelli, Irena Kukric, Joosten Müller, Ju Young Nam, Henrik Nieratschker, Luiz Zanotello
> Anschließend ab 20.30 Uhr Eröffnung der Ausstellung der PhD-Kandidat:innen auf dem HfK-Schiff Dauerwelle, Anleger Bürgermeister-Smidt-Brücke