Verkettung heißt Karina Burjakovs Ausstellung in den Posterrahmen der GAK. Es ist die vierte in der Ausstellungsreihe, die wir „Re-Framing“ genannt haben. Während sich die ersten drei Ausstellungen noch im Bereich des Gedruckten bewegt haben, verlässt diese die Flachheit des Papiers. Tatsächlich kommt es gar nicht vor. Karina Burjakov arbeitet stattdessen mit Glieder- und Kugelketten, mit Alugewebe und Spiegelfolie, Spachtelmasse, Sprühfarbe und Maschendrahtzaun. In und auf den Posterrahmen schieben sich die Teile ineinander, reihen sich auf, hängen durch- und übereinander. Verkettung meint dabei sowohl das Material, den Umgang mit ihm als auch die Reihe der getroffenen Entscheidungen.
Ketten und Draht stehen im öffentlichen Raum für Absperrungen und Grenzziehungen. Karina Burjakov löst sie aus ihren Zusammenhängen und behandelt sie als abstrakte Formen, die neue Beziehungen eingehen. An Karina Burjakovs Materialcollagen interessiert mich, wie aus wenigen Setzungen, meistens im Zusammenspiel mit der Wand, Bilder entstehen und sich Vorder- und Hintergrund ineinander verschieben und bis in meinen, den Betrachterinnenraum, reichen. In den Posterrahmen erzählen ihre Arbeiten, die Skizze, Wirr, Sprühgelb, Drüberdrunter, Verfangen, Aufgefädelt, Übereinander und Raus heißen, von der Auseinandersetzung mit diesen Grenzbereichen. Das Leben in der Öffentlichkeit ist eine Verkettung von ständigen Versuchen, mit den Erwartungen, Einhegungen, Abtrennungen und Verheißungen zurecht zu kommen. Da sind die Versprechungen von Werbung, Labels und Styles z.B., aber auch die Behauptung der Institutionen, dass gut sortiert und in Form gebracht, schon alles bestens werden wird.
Karina spricht von Collagen, für mich sind ihre Arbeiten aber dennoch Malerei. Einmal drückt sich Spachtelmasse durch Alugewebe, Kettenglieder sind zu erahnen, anderswo liegt Maschendrahtzaun über einem blau-rosa Horizont. Dazwischen und in jedem benutzten Material finden sich Leerstellen und Zwischenräume, durch die es zu schlüpfen gilt.
Karina Burjakov (*1997 in Lebedino, Russland) lebt und arbeitet in Bremen. Seit 2020 studiert sie an der HfK Bremen in der Klasse von Stephan Baumkötter. Sie beschäftigt sich mit der Frage nach der räumlichen Ausdehnung des Bildes als Material und als visuelle Erscheinung.
Ihre Arbeiten sind in den Bereichen Collage, Malerei und Installation angesiedelt.
In der Posterrahmenserie „Re-Framing“
Fr, 28.04.23, 20 Uhr
Eröffnung
Förderung
„Re-Framing“ wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Kultur.Gemeinschaften, dem gemeinsamen Förderprogramm für digitale Content-Produktion in Kultureinrichtungen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder.