Dejima – eine künstliche Insel von etwa 9.000 qm, die japanische Kaufleute 1634-36 in der Bucht von Nagasaki aufschütten ließen. Sie diente bis 1853, also für mehr als 200 Jahre, als einzige Möglichkeit legalen Handels und Austausches zwischen Japan und Europa. Dejima wurde gebaut, um geschäftliche Beziehungen auch in Zeiten von „sakoku“ unterhalten zu können. Sakoku bezeichnet die Außenpolitik Japans bis ins 19. Jahrhundert und verbot die offizielle Ausreise für Japaner*innen und, nach einer Ausweisung aller Ausländer*innen, die Einreise anderer Nationalitäten bei Todesstrafe oder lebenslanger Haft. Nachdem die ursprünglich auf Dejima angesiedelten Portugiesen die Insel verlassen hatten, nutzte die Niederländische Ostindien-Kompanie sie ab 1641 als Außenposten.
Dejima fungiert im Zusammenhang der Gruppenausstellung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst als Bild für nationale, kulturelle und soziale In- und Exklusion: Die niederländischen Kaufleute waren auf der Insel isoliert und akzeptierten diesen Zustand aufgrund ökonomischer Interessen. Japan dagegen konnte durch die Abschottung seine Unabhängigkeit gegenüber den Kolonialmächten der Zeit behaupten und trotzdem Handel treiben. Auch wenn die strikte Absperrung von beiden Seiten immer wieder umgangen wurde, einige kulturelle Güter aus Asien im Westen landeten und Bücher, medizinische Instrumente oder Informationen aus Europa in Japan, steht Dejima für eine Situation, in der kein intensiverer Austausch und kein gleichberechtigtes Zusammenleben möglich war. Fremdes blieb weitestgehend fremd und gegenseitige Vorurteile behielten ihre Gültigkeit.
In Zeiten, die sich zwischen den Polen von weltbürgerlicher Utopie und wieder aufkeimenden nationalistischen Ideologien verorten und in denen Ausschluss und Abschottung positiv besetzte Schlagwörter innerhalb rechtspopulistischer Rhetoriken geworden sind, untersucht die internationale Gruppenausstellung in der GAK Mechanismen von Aus- und Abgrenzung. „Dejima. Konzepte von Ein- und Ausschluss“ versammelt dabei Filme, Installationen, Objekte, Fotografien, Performances, Audioarbeiten, partizipative Projekte, Malerei und Papierarbeiten einer jüngeren Künstler*innengeneration, die sich mit mentalen und territorialen Grenzziehungen befassen und für einen gesellschaftlichen Umgang plädieren, der nicht von Angst vor dem Fremden bestimmt wird, sondern ein Verständnis füreinander und die Dinge einschließt, die uns (noch) unbekannt sein mögen.
Bani Abidi
Meriç Algün
Arno Auer
Catherine Biocca
Marianna Christofides
Christian Falsnaes
Flaka Haliti
Leon Kahane
Šejla Kamerić
Wolfgang Müller
Ahmet Öğüt
Rory Pilgrim
Anca Munteanu Rimnic
20.05.–06.08.17
Kuratiert von
Janneke de Vries
Jahresgabe
Leon Kahane: OSNC, 2017
Anca Munteanu Rimnic, Untitled Original, 2015
Veranstaltungen
Fr 19.05.17, 19 Uhr
Eröffnung
Do 08.06.17, 19 Uhr
Führung mit Asima Amriko
Do 22.06.17, 19 Uhr
Promises
(Dokumentarfilm, USA 2001, 85 Min.)
Filmscreening
Mo 26.06.17, 14–18 Uhr
Von Inseln und Brücken
Kinderworkshop
Do 29.06.17, 19 Uhr
Führung von und mit Geflüchteten
(in arabischer Sprache mit dt. Übersetzung)
Do 06.07.17, 19 Uhr
Kirsten Ben Haddou: Silent University
Vortrag
Do 13.07.17, 19 Uhr
Führung mit Janneke de Vries
Do 27.07.17, 19 Uhr
Astrid Mania: Political for Fifteen Minutes
Vortrag
Mo 31.07.17, 11–15 Uhr
Von Inseln und Brücken
Kinderworkshop
So 06.08.17, 11–15 Uhr
Finissage
Sa, 20.05., 18–1 Uhr
Lange Nacht der Bremer Museen
Förderung
Der Senator für Kultur, Freie Hansestadt Bremen, Karin und Uwe Hollweg-Stiftung