Die Arbeit des französischen Künstlers Julien Bismuth (*1973, lebt in New York und Paris) bewegt sich auf der Grenze zwischen bildender Kunst und Literatur und verknüpft beide Disziplinen. Häufig steht am Anfang von Bismuths Vorgehen ein Text, gefunden oder selbst verfasst. Im Folgenden kombiniert er Wörter mit Objekten, Fotografien und Filmmaterial, integriert sie in Collagen und Installationen oder entwickelt textbasierende Performances und Video-Arbeiten.
Sprache, die Notwendigkeit zum Ausdruck, die Unzulänglichkeiten und Schwierigkeiten, die in ihr begründet liegen, sowie die vielfältigen Möglichkeiten, Sprache durch Zitieren, Beschneiden oder Neu-Zusammensetzen formal zu nutzen – das ist auch der rote Faden, der sich durch die Ausstellung „The Ventriloquism Aftereffect“ in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst und im Institut français in Bremen zieht. Bereits der Titel „The Ventriloquism Aftereffect“ bezieht sich auf die Phänomene des gesprochenen Wortes, genauer auf den Zusammenhang zwischen Sprache und deren Wahrnehmung – beschreibt er doch einen Zustand, in dem nach einer Schädigung des Gehirns der Standort eines sprechenden Anderen nicht mehr im Raum lokalisiert werden kann. Als Referenzfigur der Ausstellung fungiert der österreichische Schriftsteller Karl Kraus – sein Ringen um den angemessenen Ausdruck im Wort angesichts der Gräuel des 1. Weltkrieges sowie sein formaler Umgang mit Text, den er findet, ausschneidet, zusammenklebt und ergänzt. Dieses formale Vorgehen beschreibt Walter Benjamin in seiner Schrift über Karl Kraus und nimmt Bismuth seinerseits in „The Ventriloquism Aftereffect“ auf, wenn er in den Räumen von GAK und Institut francais Skulpturen, Filme, Installationen, Collagen, Texte und Audiostücke zu vielfältigen Variationen eines Grundthemas zusammenfügt.
Bismuths Performances wurden bereits in der Kunsthalle Wien, der Tate Modern London und der Schirn Kunsthalle Frankfurt/Main gezeigt. „The Ventriloquism Aftereffect“ ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Julien Bismuth in Deutschland. Sie ist nach der Ausstellung „The Inverted Harem I“ von Shannon Bool (26.11.10–30.01.11) der zweite Teil einer Ausstellungskooperation zwischen dem CRAC Alsace Centre Rhénan d’art Contemporain Altkirch und der GAK im Rahmen des deutsch-französischen Austauschprojektes Thermostat.
Kuratiert von
Janneke de Vries
Jahresgabe
Julien Bismuth: o.T., (Schnitte), 2011
In Kooperation mit
Institut français Bremen und dem CRAC Alsace Centre Rhénan d’art Contemporain Altkirch (im Rahmen von Thermostat, Zusammenarbeit zwischen 24 centres d’art und Kunstvereinen)
Veranstaltungen
Fr 18.02.11
Eröffnung
18:30 Uhr: Institut français Bremen
20 Uhr: GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst
Do 17.03.11, 19 Uhr
The Great Gabbo, Dead of Night
Filmprogramm
Do 21.04.11, 19 Uhr
Führung mit Janneke de Vries
Förderung
Der Senator für Kultur, Freie Hansestadt Bremen