„Künstlerarchive sind Modelle künstlerischer Intention, des künstlerischen Denkens. Sie können alles umfassen: Fundstücke zu bestimmten Inhalten, Briefe, Korrespondenzen, Gegenstände oder Objekte, verschiedenste Abbildungen unterschiedlichster Gegenstände oder Vorgänge, Zeichnungen, Zeitungen, Zeitschriften, Sammlungen etc. Es handelt sich hierbei um Vorlagen, Inspirationsquellen oder Materialien für die eigene künstlerische Arbeit.
Diese Sammlung oder Pool von Materialien bildet ein unerschöpfliches Reservoir für neue Ideen. Insofern umfassen Archive von Künstlerinnen und Künstlern viele Quellen ihrer künstlerischen Arbeiten. Archive materialisieren ein Modell der Welt. Sie belegen Forschungsgebiete, die offen sind wie ein Versuchslabor. Während das Archiv den Inspirationspool darstellt, lässt sich die künstlerische Arbeit als ein Prozess des Zugriffs auf das Archiv, der Auswahl und Anordnung von Einzelteilen oder einzelnen Aspekten aus diesem Archiv verstehen. Die Objekte der Archive liegen ergebnisoffen für den Zugriff durch die Künstler bereit, für das Denken und Aneignen. Das Kunstwerk ist dann das Ergebnis dieses Prozesses, die fertige Anordnung von Einzelteilen aus dem Archiv. Künstlerarchive sind so auf die Benutzung durch die Künstler und Benutzer ausgerichtet.
Archive ermöglichen die Teilhabe an der Arbeit des Künstlers, als Work-in-Progress verändern und erweitern sie sich permanent. Sie sind das Werk an sich, ein unvollendetes Kunstwerk, ein sogenanntes Meta-Kunstwerk. Ein Weg durch die Archive ist wie ein Gang durch das Denken des Künstlers und sein Œuvre. Zu sehen, wie der Künstler sein Archiv anordnet, wie er es vermittelt, wie er darin recherchiert und es gestaltet, ermöglicht ein tieferes Verständnis der künstlerischen Zusammenhänge, bietet neue Möglichkeiten, Dinge wahrzunehmen. Das Archiv vermittelt die Technik oder die Art des Denkens des Künstlers, wie er Wirklichkeit bewältigt und versteht. Insofern sind Künstlerarchive aufgeladen mit vielschichtigen Bedeutungen. Doch laden bedeutet auch einladen von Dingen, die sich in einem Laden, wie in einem Archiv, angesammelt haben. Dazu werden Gäste oder Besucher eingeladen, diese Dinge zu betrachten.“ – Wolfgang Hainke
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Die Geometrie der Dinge“.
Vorstellung und Aktionen zum Magazin über Archive des künstlerischen Denkens
von A. Bitter, T. Brajnović, M. Crtalić, T. Gotovac, W. Hainke, informbureau, I. Loock, H. Müller, J. Olbrich und S. Vuijičić.
Einige der Künstler*innen sind anwesend.